Das Judenauto

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Wie tief hinab reicht das Erinnern? Erzählungen - Vierzehn Tage aus zwei Jahrzehnten.

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ISBN: 9783356022377
Seitenanzahl: 192
Einband: Broschur
Format: 12,5 x 20,5 cm
Sprache: Deutsch
Auflage: 1

Ein Auto. Ein Auto, mit dem Juden herumfahren, um Mädchen einzufangen, wegzubringen, damit sie geschlachtet werden können, ihr Blut zu Zauberbrot gebacken werden kann.

Es ist ein Gerücht, 1931, im Böhmischen, das damals seit gut einem Jahrzehnt zur Tschechoslowakei gehört, in dem aber weiter viele Deutsche leben. Eine angespannte Lage. Eine Zeit, in der jene mehr und mehr die Oberhand gewinnen, die die Stimmung anheizen, die Feindbilder schaffen und immer weiter malen. Hass wird gesät, Verschwörungstheorien wirken – selbst bei Kindern. So bei den Neujährigen, denen eine Mitschülerin von besagtem Auto erzählt.


1962 erschien erstmals „Das Judenauto“. Jener Erzählzyklus, der zum erfolgreichsten Buch Franz Fühmanns werden sollte. Ich hatte Erfahrungen, existentielle Erfahrungen ..., die ich mitteilen wollte. In 14 Kapiteln widmet sich Fühmann Ereignissen, in denen sich die Brüche und Abgründe in der deutschen und damit europäischen Geschichte der Jahre 1929 bis 1949 widerspiegeln. Weltwirtschaftskrise, Münchener Konferenz, Besetzung des Sudetenlandes, Beginn des Zweiten Weltkriegs, der Überfall auf die Sowjetunion, Stalingrad, das Attentat auf Hitler, Kapitulation und Potsdamer Konferenz, Nürnberger Prozess und Gründung der DDR. Reportagen durch die Zeitnannte Fühmann seine Erzählungen. Ziel war es, eine Figur von untenzu zeigen; wie sieht sie sogenannte historische Ereignisse. Wie schaut es zum Beispiel im Alltag aus, wenn ein Weltkrieg ausbricht.


Fühmann erzählt mitreißend, bedrückend, anschaulich, spannend. Macht nachvollziehbar, wie aus einem Vorurteil ein Gerücht, aus einem Gerücht neuer Hass, aus Hass völlige Verblendung wird. Wie sich Menschen freiwillig in die Scheinwelt einer Ideologie begeben, in der Fakten nur dann stimmen, wenn sie einem passen, und ansonsten als Lüge abgetan werden. Einer Scheinwelt, durch die viele offenen, aber oft nicht sehenden Auges in den Untergang marschieren.


„Das Judenauto“ folglich: ein beklemmend aktuelles Buch. Das schon viele Leserinnen und Leser gefunden hat – aber dringend noch weitere Verbreitung braucht.

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April 27, 2022 14:19

Das Buch ist ein beeindruckendes Lese-Erlebnis.

[...] Diese Neuauflage ist ein ausgesprochener Glücksgriff des Verlags. Das Buch ist eine zeitgeschichtlich (die Zeit Hitlers, 2. Weltkrieg usw.) sehr lebendige und wertvolle Dokumentation, die gleichzeitig als literarische Glanzleistung daher kommt. Die Offenheit der Erzählung, was z. B. den Erzählenden selbst betrifft, ist für den Leser ein großes Erlebnis, das er nicht so schnell vergessen wird. Das Buch ist zudem leserfreundlich und flüssig geschrieben, was Fühmann (auch heute noch) als großen Autor ausweist. Dass man aus Erzählersicht noch einmal die Vergangenheit mitvollziehen kann, scheint mir auch noch einen weiteren Nutzen zu haben. Details aus dem Leben dieser Zeit werden angeboten, die man als Leser in der Regel nicht gekannt hat - z. B. die vielen Propaganda-Lügen der NS-Zeit werden als abgeschlossenes Gebilde und gut nachvollziehbar präsentiert, da sie auch vom "Volk" bereitwillig weitergesponnen wurden (und noch werden). - eine Amazon Rezension