Verleger aus Leidenschaft

Zum 200. Geburtstag von Dethloff Carl Hinstorff
Am 2. Juni 2011 wäre Dethloff Carl Hinstorff 200 Jahre alt geworden. Sein Lebenswerk, der Hinstorff Verlag mit Sitz in Rostock, feierte in diesem Jahr sein 180-jähriges Bestehen. Er ist der älteste und größte Verlag in Mecklenburg-Vorpommern und einer der ältesten in Deutschland. Und das, obwohl Dethloff Carl Hinstorff seinerzeit mit 20 Jahren noch gar kein Geschäft hätte eröffnen dürfen.
Ehrgeiz Dethloff Carl Hinstorff, am 2. Juni 1811 in Brüel als Sohn eines Webers geboren, erreichte als einziges von acht Kindern das Erwachsenenalter. 1826 ging er nach Wismar und begann dort eine Lehre als Kaufmann bei Verwandten, wechselte aber bald, 15-jährig, als Lehrjunge in die Buchhandlung Schmidt & von Cossel. Eine fundierte buchhändlerische Ausbildung war damals kaum möglich, denn seine Lehrherren waren ein ehemaliger Postbeamter und ein Jäger. Hinstorff aber war ehrgeizig, nahm Privatunterricht und lernte in den folgenden fünf Jahren alles, was zur Führung einer Buchhandlung nötig war.
Selbstbewusstsein Er wollte sich selbstständig machen, war aber nach damaliger Rechtssprechung noch nicht volljährig – dazu musste man 25 Jahre alt sein – und brauchte daher eine Sondergenehmigung. Er schaffte es, den Großherzog von Mecklenburg von seiner Eignung zu überzeugen: „Nun, mit der Dummheit hab ich's weiß Gott oft genug versucht, so will ich's denn einmal mit der Jugend versuchen", lautete dessen Randnotiz zum landesherrlichen Gnadenakt, durch den Hinstorff vorzeitig die Volljährigkeit erhielt. Am 2. September 1831 konnte er mit gerade einmal 20 Jahren seine eigene Buchhandlung in Parchim eröffnen.
Geschäftssinn Parchim war Sitz wichtiger Institutionen, in Ludwigslust befand sich zudem ein Lehrerseminar. Es bestand also Aussicht auf gute Geschäfte. Die „Schraepsche Fibel" und das „Schlotterbecksche Rechenbuch", die Generationen mecklenburgischer Schüler verwendeten, wurden bei Hinstorff gedruckt. 1835 gründete er eine Zweigniederlassung in Ludwigslust. Die Nähe zum Hof und der Titel eines Hofbuchhändlers, der ihm 1836 verliehen wurde, waren nicht nur eine Sache der Ehre, sondern handfeste wirtschaftliche Faktoren. 1845 erweiterte Hinstorff das Sortimentsgeschäft in Ludwigslust um eine Buchdruckerei und verlegte 1849 wegen der fehlenden Eisenbahnanbindung Parchims das Hauptgeschäft nach Wismar. Mit unternehmerischem Gespür, zielstrebigem Denken und klarem Sinn für das Geschäft mit Buch, Zeitschrift und Zeitung schuf er einen Verlag, der engstens mit der mecklenburgischen Heimat verbunden war, doch weit über Mecklenburg hinaus Bedeutung erlangte.
Glück Der verlegerische Durchbruch gelang ihm auch durch einen besonderen Glückstreffer: das Zusammentreffen mit Fritz Reuter. Der niederdeutsche Dichter kam 1859 zum Verlag, avancierte zum wichtigsten niederdeutschen Schriftsteller und wurde Hinstorffs Bestseller-Autor. Seine Bücher erreichten in zwei Jahrzehnten 156 Auflagen, fast eine halbe Million Exemplare wurden verkauft.
Umsicht 1863 erwarb Hinstorff schließlich auch noch Rostocker Bürgerrecht, im selben Jahr wurde ihm die Konzession als Verlagsbuchhändler und zur Errichtung einer Druckerei in Rostock erteilt. Geschäftssitz war damals die Lagerstraße 5, heute sitzt der Verlag in der Lagerstraße 7. Da das Haus in der Lagerstraße 5 im Besitz der Braugerechtigkeit war, wurde Hinstorff formell auch Bierbrauer. Sein gut florierendes Geschäft begann er, weitsichtig, schon früh in andere Hände zu legen. Er übergab die Druckereien an seinen Sohn Carl und seine Schwiegersöhne Louis Eberhardt und Heinrich Witte, er selbst behielt die Führung des Verlages. Dethloff Carl Hinstorff starb am 11. August 1882 in Wismar.